Kreuzband-Verletzungen und Kreuzband-Ersatz

Wann ist eine Operation notwendig?

Das vordere Kreuzband stabilisiert den Unterschenkel gegen Verschiebung nach vorne, das hintere Kreuzband stabilisiert die Gleitbewegung nach hinten. Das Fehlen (Riss des Kreuzbandes) verursacht eine typische Instabilität (Wackelknie). Diese Instabilität führt zum Teil schon beim normalen Gehen unter Alltagsbelastungen zu unnormalen Verschiebebewegungen, welche Beschwerden verursachen und  auf Dauer zu einem vermehrten Verschleiß des Gelenkes führen können.

Weiterhin kann es insbesondere unter sportlichen Belastungen zu einem Wegknicken des Knies (giving way) kommen, was zu einer Sportinvalidität führen kann. Die Folge ist eine Schädigung weiterer wichtiger Strukturen des Kniegelenkes wie Meniskus, Seitenbänder und Knorpeloberfläche mit dem Ergebnis einer geringeren Belastbarkeit und zunehmender Arthrose sein.

Wird durch eine stabilisierende konservative Übungstherapie mit Muskelaufbau und Kräftigung der restlichen Kniestabilisatoren kein stabiles Gelenk erreicht, sollte das vordere Kreuzband operativ ersetzt werden.

Beim frischen Riss des hinteren Kreuzbandes wird meist zunächst eine aufwändige konservative Therapie mit speziellen Schienen durchgeführt. Im Gegensatz zum vorderen Kreuzband heilt bei entsprechender konservativer Therapie ein einfacher hinterer Kreuzbandriss ohne wesentliche Restinstabilität aus.

Die Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes nach stattgehabter Verletzung erfolgt in der Regel bei frischen oder älteren Kreuzbandverletzungen mit anhaltender Instabilität des Kniegelenkes unter Alltags- oder Sportbelastung.

Operationstechnik

Im Rahmen einer Gelenkspiegelung wird die zuvor diagnostizierte Verletzung bestätigt und gleichzeitig eine Ersatzplastik des gerissenen Bandes durchgeführt. Hierzu wird eine körpereigene Sehne als Kreuzbandersatz benötigt. Diese Sehne kann an unterschiedlichen Stellen des Beines gewonnen und für den Kreuzbandersatz verwendet werden. Die Entnahme der Sehne hinterlässt an der Entnahmestelle unterschiedliche Residuen, die im vorfeld der Operationsplanung individuell mit dem Patienten besprochen werden können. Somit kann die geeignete Sehne für das Transplantat ermittelt werden. Am Häufigsten wird die Sehne des M. Semitendinosus des Oberschenkels als Transplantat verwendet. Hier bestehen postoperativ nur sehr geringe Beeinträchtigungen durch die Sehnenentnahme. Alternativ können auch die Sehne des M. Semimembranosus oder M. gracilis (Oberschenkel), die mittleren Anteile von Patella- oder Quadrizepssehne Verwendung finden. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Transplantate und Verankerungstechniken werden in einem individuellen Beratungsgespräch im Vorfeld der Operation erörtert. Im Rahmen des Eingriffs können arthroskopisch mögliche Begleitverletzungen des Knorpels, der Menisken oder weiterer Strukturen in gleicher Sitzung therapiert werden.

Stationärer Aufenthalt

In den meisten Fällen erfolgt die geplante Operation im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes von 2-4 Tagen.

 

Nachbehandlung

Die initiale Nachbehandlung mit Mobilisation beginnt am Operationstag. Meist wird zur Sicherung des Transplantates und der Kniestabilität eine sog. Knie-Orthese verordnet, die zu Beginn der Nachbehandlung das Bewegungsausmaß des Kniegelenkes einschränkt, um die Einheilung des Transplantates zu sichern. Die Beugung des Kniegelenkes wird meist zu Beginn in der Orthese auf 90° bei freier Streckung limitiert. Die weitere Nachbehandlung erfolgt im ambulanten Umfeld nach einem standardisierten Nachbehandlungskonzept, welches jedem Patienten nach der Operation ausgehändigt wird. In den folgenden Wochen ist eine krankengymnastische Übungstherapie und später dann intensive Stabilisierungsübungen notwendig, um ein gutes Behandlungsergebnis zu erreichen. Dabei ist eine qualifizierte Nachbehandlung für den Therapieerfolg mit entscheidend.

Eine Sportkarenz sollte für leichte Ausdauersportarten mit geschlossenen Bewegungsabläufen, wie moderates Walken, Laufen, Schwimmen für drei Monate unterbleiben. Alle Kontaktsportarten mit „Stop-and-go“-Elementen und spontanen Richtungswechseln sollten für mindestens 6-8 Monate nicht durchgeführt werden.