Donnerstag, 16.03.2017

Die Gallenblase und ihre Tücken

Gemeinsam auf Steinsuche: Dr. Theodor Heuer (re.) und Prof. Gernot Kaiser befunden einen Ultraschall des Bauchraums.

Steinreich sein – wer wäre das nicht gern? Doch sobald es sich bei dem „Reichtum“ um Gallensteine handelt, verzichtet wohl jeder gern darauf.

Doch was hat es mit der Gallenblase und möglichen Gallensteinen eigentlich auf sich? Dr. Theodor Heuer, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Kamp-Lintforter St. Bernhard Hospital, erklärt die Zusammenhänge. In seiner Klinik laufen Gastroenterologie, Endokrinologie, Onkologie, Hämatologie  und Palliativmedizin zusammen.

Kleine Blase, große Wirkung
Sie sitzt im rechten Oberbauch, gleich unterhalb der Leber. Ein kleines Säckchen, das ein Sekret enthält, das bei der Verdauung von Lebensmitteln behilflich ist: die Gallenblase. Immer wieder hört man von Menschen, denen die Gallenblase entfernt werden musste. Aber warum? Wie lebt es sich ohne Gallenblase? Und was haben Gallensteine damit zu tun?

Theodor Heuer erläutert: „Gallensteine entstehen, wenn das Verdauungssekret in der Gallenblase, das in der Leber gebildet wurde, verklumpt. Das kann passieren, wenn die Zusammensetzung des Sekrets ungünstig ist.“ An sich ist das erst einmal nicht schlimm. Teilweise lösen sich die Steine sich von selbst wieder auf, wenn sich die Zusammensetzung des Sekrets ändert, manchmal bleiben sie einfach in der Gallenblase. „Beides ist kein Problem – es bereitet keine Schmerzen und die Steine bleiben meistens unerkannt oder werden zufällig entdeckt“, so der Chefarzt.

Anders wird das, wenn die Gallensteine - oder Teile davon -  „wandern“ und in den Gallengang gelangen, medizinisch „Steinabgang“ genannt. Das kann starke, wellenartige Schmerzen verursachen. „Solche Koliken treten auf, wenn der Stein durch den Gallengang zum Dünndarm wandert. Wenn er diesen problemlos erreicht, ist der Schmerz vorbei. Wenn er allerdings stecken bleibt, beginnen die nächsten Probleme“, weiß Theodor Heuer.

Folge: Verschluss
Möglich ist, dass der Gallen(blasen)stein nach seinem Abgang den Gallengang verschließt. Das verursacht einen Aufstau der Gallenflüssigkeit – was wiederum zu einer Gelbsucht führt.

Noch kritischer wird es, wenn der festsitzende Stein zu einer Entzündung der benachbarten Bauchspeicheldrüse führt. „Dazu kann es kommen, weil Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang einen gemeinsamen Verlauf haben“, informiert Heuer.

Wenn akute Entzündungen der Gallenblase auftreten, sollte die Behandlung durch ein erfahrenes viszeralmedizinisches Team erfolgen. Dazu wird der Patient zunächst untersucht. Es folgen Bauch-Ultraschall und eine Blut-Untersuchung. Das gilt auch für chronische, also wiederkehrende, Fälle. Dann ist die Gallenblasenwand verdickt.

„Wenn ausschließlich die Gallenblase entzündet und der Gallengang steinfrei ist, also keine Abfluss-Störung vorliegt, so wird eine Antibiotika-Therapie eingeleitet und - falls möglich - sofort mittels Schlüssellochtechnik operiert“, erläutert der Chefarzt. „Beim Verdacht auf ein Abfluss-Hindernis im Gallengang wird dieser mit einer besonderen Untersuchung geprüft. Bestätigt er sich nicht, bleibt es bei der Behandlung mit Antibiotika. Wenn Steine vorhanden sind, werden diese endoskopisch entfernt. Die Gallenblase wird dann später operativ entnommen, da die in der Gallenblase verbliebenen Steine auch zukünftig eine Gefahr darstellen.“

Und danach?
Ohne Gallenblase lässt es sich ganz normal leben – allerdings erst etwa drei bis vier Monate nach dem Eingriff. In der Zwischenzeit sollte auf fettreiche Kost verzichtet werden. Danach bemerkt man kaum einen Unterschied zu „früher“. „Manche Patienten vergessen fast, dass ihnen die Gallenblase entfernt wurde“, meint Theodor Heuer. Und das ist auch gut so, denn so geraten auch die Schmerzen in Vergessenheit.

Im St. Bernhard-Hospital gibt es ein erfahrenes viszeralmedizinisches Team bestehend aus Gastroeneterologen und Chirurgen unter der Leitung von Dr. Theodor Heuer sowie Prof. Gernot Kaiser, Chefarzt der Allgemeinchirurgie. In der Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster arbeiten die Kliniken interdisziplinär eng zusammen und können so schnell und kompetent für die Patienten da sein.