Mittwoch, 08.06.2016

Nicht jeder Dickdarmkrebs muss operiert werden: Fritz Weckes und die „Bärenkralle“ von Dr. Heuer

Arbeiten bereits bei der Diagnostik eng zusammen: Prof. Dr. Gernot Kaiser und Dr. Theodor Heuer bei der Besprechung einer endoskopischen Untersuchung.

Eigentlich war es Zufall, dass der große Polyp im Dickdarm von Fritz Weckes (66) entdeckt wurde. Er hatte nur ein leichtes Ziehen im Bauch gespürt und ließ eine Darmspiegelung bei einem niedergelassenen Arzt machen. Da der Polyp groß und bereits in die Darmwand eingewachsen war, konnte er bei der Spiegelung nicht komplett entfernt werden. Da der Moerser bereits gute Erfahrungen mit dem St. Bernhard-Hospital gemacht hatte, entschied er sich auch bei diesem Eingriff für das Lintforter Haus.
 
Mit einer Einweisung zur Operation kam Fritz Weckes in das Krankenhaus. Dort empfahl ihm Prof. Gernot Kaiser (Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie) nach intensiver Beratung mit seinem Kollegen, Dr. Theodor Heuer (Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin) den Einsatz einer sogenannten „Bärenkralle“ als Therapieoption. So kam Fritz Weckes um die eigentlich geplante Operation herum. Der anschließende Kontrolltermin bestätigte die Richtigkeit der Entscheidung für die neue Therapie.
 
Metallclip hält Nahtstellen zusammen
„Standardtherapie beim Dickdarmkrebs ist nach wie vor die Operation des Tumors“, erläutert Theodor Heuer. „Seit einiger Zeit ist es bei uns aber möglich, kleinere Tumoren bis zu einer bestimmten Größe auch endoskopisch zu entfernen“, beschreibt er. Die neue Behandlungsmethode ist gut geeignet bei Polypen, in denen schon kleinere Krebszellverbände zu finden sind, und bei kleineren bösartigen Tumoren.
Hierbei wird die komplette Wand des Dickdarms entfernt und die übrig gebliebenen Nahtstellen mit einem großen Metallclip (der so genannten „Bärenkralle“) zusammengehalten. Damit kann die Stelle, aus der der Tumor entfernt wurde, wieder komplikationslos verheilen. Dieses Verfahren wird - genau wie die Darmspiegelung - mit minimalem Aufwand durchgeführt. „Eine Operation mit Verlust größerer Darmanteile ist nicht notwendig. Und für Herrn Weckes war es aufgrund der Größe seines Polypen eine gute Möglichkeit.“
 
Gemeinsame Entscheidung von Chirurg und Gastroenterologen
Um dieses Verfahren anzuwenden, ist jedoch vorher eine genaue Diagnostik durchzuführen. „In erster Linie geht es um die Sicherheit des Patienten und um den Therapieerfolg“, betont Theodor Heuer. Dies bedingt, dass alle Patienten - und insbesondere deren Tumoren - gemeinsam von einem Chirurgen und einem invasiv tätigen Gastroenterologen gesehen werden.
„Beide müssen die Vorgehensweise gemeinsam abstimmen und mit den Patienten das weitere Vorgehen besprechen – so, wie ich das im Fall von Herrn Weckes gemeinsam mit Prof. Kaiser gemacht habe“, führt Theodor Heuer weiter aus. Sollte es möglich sein, den Tumor radikal mittels Endoskopie zu entfernen, so wird dieses Verfahren – wie bei Fritz Weckes durchgeführt - favorisiert. „Wenn der Tumor aber eine gewisse Größe überschritten hat und ein radikales Entfernen nicht mehr möglich ist, so ist die Chirurgie nach wie vor das Mittel der Wahl, um eine Heilung bei Dickdarmkrebs zu erzielen“, betont Prof. Kaiser.
 
„Ich bin froh, dass ich vor unserem Camping-Urlaub die Darmspiegelung gemacht habe“, erzählt Fritz Weckes. „Jetzt geht es mir gut, ich bin schmerzfrei und kann den Urlaub in Ruhe genießen.“