Montag, 25.01.2016

Durch Vorhof-Verschluss Schlaganfall-Risiken bei Vorhofflimmern verringert

Wer unter Vorhofflimmern leidet, lebt zusätzlich mit dem erhöhten Risiko eines Schlaganfalls. Vier- bis fünffach höher ist für ihn die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden - selbst wenn das Flimmern nur selten auftritt. Bislang wurden diese Patienten mit Medikamenten behandelt, die aber ihrerseits starke Nebenwirkungen, wie z.B.  Blutungen, hervorrufen können. Eine Alternative gibt es seit kurzem im Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital, einer Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung: den Einsatz eines Vorhofohr-Verschlusses als neue Behandlungs­möglichkeit.

„Etwa anderthalb Prozent der Bevölkerung sind von Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung, betroffen – die Zahl steigt mit fortschrei­tendem Alter. Bei Menschen, die über 80 Jahre alt sind, leiden etwa zehn Prozent darunter. Mit dieser neuen Methode kann in unserer Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie, Angiologie, Pulmologie und Schlafmedizin (Medizinische Klinik II) die Gefahr eines Schlaganfalls vermindert werden, ohne dabei die Risiken eines blutverdünnenden Medikaments tragen zu müssen“, erläutert Dr. Klaus Kattenbeck, Chefarzt der Medizinischen Klinik II.

Stöpsel zur Schlaganfall-Vorbeugung

Wenn die Vorhofkammer des Herzens nicht rhythmisch schlägt, können sich dort Blutgerinnsel bilden. Erreichen diese mit dem Blutfluss das Gehirn, können sie die Gefäße verstopfen und einen Schlaganfall auslösen.

„Fast alle diese Blutgerinnsel entstehen im Vorhofohr, einer großen Auswölbung der linken Herzvorkammer. Deshalb setzen wir dort einen so genannten Vorhof-Verschluss ein“, so Dr. Klaus Kattenbeck. „Diese Art Stöpsel wird mit Hilfe eines Katheters durch die Leiste in die Herzvorkammer eingebracht und verschließt das Vorhofohr. Dadurch können mögliche Gerinnsel nicht ins Gehirn gelangen“, führt er weiter aus.

Nutzen und Gefahr von Medikamenten

Marcumar ist das bekannteste Mittel, das bislang bei Vorhofflimmer-Patienten eingesetzt wird, um einen möglichen Schlaganfall zu verhindern. Es setzt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab, so dass sich keine Gerinnsel bilden, die dann im Gehirn die Gefäße verstopfen. Seit einigen Jahren gibt es auch effektive Ersatzmedikamente mit der gleichen Wirkung. „Mit der verhinderten Gerinnung geht aber auch eine Blutverdünnung einher. Das kann zu Blutungen führen – schlimmstenfalls im Kopf“, erläutert Klaus Kattenbeck.

Durch den Vorhof-Verschluss entfällt beim Patienten der Bedarf an blutver­dünnenden Medikamenten. „Nach dem Eingriff erhalten die Patienten für etwa drei Monate Aspirin und einen weiteren Thrombozyten-Funktions-Hemmer – dann findet eine Ultraschall-Kontrolle statt. Danach können meist auch diese Medikamente abgesetzt werden“, so der Chefarzt.