Freitag, 16.12.2022

Im St. Bernhard-Hospital helfen jetzt Roboter-Arme bei Operationen: „Ein neues Zeitalter hat begonnen“

In der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospitals hat ein neues Zeitalter begonnen. Denn jetzt helfen Roboterarme den Chirurgen bei den Eingriffen. „Die Operationen können mit Hilfe des Roboters präziser durchgeführt werden und bieten zusätzliche Bewegungsmöglichkeiten, die weiter gehen, als es der menschliche Arm leisten kann. Unser System hat zusätzlich den großen Vorteil, dass wir fühlen können, was wir tun ...

Im Vordergrund die Instrumentenarme des Senhance-OP-Roboters, die den Bewegungen des Operateurs folgen.

Die Operateurin, Oberärztin Dr. Carolyn Bormann, sitzt an der Computerkonsole und führt so die Instrumentenarme des Roboters mit höchster Präzision.

Mit dieser computergestützten Technik kann ohne Druck auf die Bauchdecke operiert werden. Auch hat der Patient nach dem Eingriff weniger Schmerzen. Die Roboterchirurgie ist die Fortentwicklung der minimal-invasiven Behandlung“, erläutert Chefarzt Prof. Dr. Gernot M. Kaiser. Das Krankenhaus hat knapp zwei Millionen Euro in die neue Technik und auch die notwendigen Fortbildungen seiner Mitarbeiter investiert.

Verlängerter Arm des Chirurgen

„Senhance“ heißt dieser Roboter. Seine Arme werden in jedem Bewegungsschritt vom operierenden Chirurgen gesteuert. Dazu sitzt der Chirurg an einer Computer-Konsole und bewegt die Instrumentenarme, die dann den Eingriff am Patienten ausführen. Die Roboterelemente sind wie die verlängerten Arme des Arztes, aber bieten deutlich mehr Beweglichkeit und auch Tastgefühl.

Die Bilder aus der Kamera werden über die Roboterarme auf einen großen Bildschirm übertragen. Der Chirurg sieht nun viel mehr, als wenn er am Operationstisch neben dem Patienten steht, denn die übertragenen Bilder werden am Monitor mit starker Vergrößerung gezeigt.

„Ich kann damit das Gewebe fühlen“

Was das Senhance-System aber so besonders macht, ist, dass der Operateur fühlen kann, wie fest das Gewebe des Patienten ist. „Dieses haptische Gefühl ist sehr wichtig, das kennen wir aus der ‚normalen‘ Chirurgie. Wir brauchen einfach das Feedback des Gewebes, um eine Schädigung richtig zu beurteilen“, erläutert Gernot Kaiser. „Und das ist etwas, was Senhance so besonders macht. Es ist damit anderen computer-gesteuerten Systemen deutlich überlegen.“

Vorteile für den Patienten

Der Einsatz der computergestützten Technik hat aber auch viele Vorteile für den Patienten: weniger Schmerzen nach dem Eingriff und die Wunde heilt schneller. Auch können durch die größere Beweglichkeit der Roboterarme die inneren Schnitte chirurgisch präziser gesetzt werden.

Mit anderen Systemen im Haus kombinierbar

Eine weitere Besonderheit: bei Senhance lassen sich die bereits in der Lintforter Viszeralchirurgie genutzten modernen Systeme mit 3-D-Optik bei der minimal-invasiven Chirurgie und Hololens mit dreidimensionalen Bildern der Organe vor und während des Eingriffs integrieren.

„Wir können nun alle diese Techniken miteinander verknüpfen und haben so eine große Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Sie gehen von der Operation einer Gallenblase und eines Leistenbruches bis zu einer höchst komplizierten Leber-Operation“, weiß der Chefarzt.

Professor Kaiser, seine Operateure und zwei OP-Fachkräfte wurden in den vergangenen Monaten sehr intensiv in der Anwendung des Senhance-Systems ausgebildet, so dass nun die ersten Operationen mit dem Robotik-System stattfinden. In der Einführungsphase war ein Spezialistenteam des Herstellers in Kamp-Lintfort und unterstützte die Chirurgen bei den Eingriffen.