Achillessehne

Die Achillessehne ist die kräftigste Sehne des menschlichen Körpers, jedoch auch die am stärksten beanspruchte. Dabei können im Rahmen der Beanspruchung  Zugkräfte bis zu fünfhundert kg isoliert auftreten, wenn man beispielsweise die Treppe hinaufspringt. Verschleiß-Erkrankungen, Entzündungen der Achillessehne sowie ein Riss der Achillessehne sind daher häufige Krankheitsbilder.

Die Behandlung der Beschwerden richtet sich danach, welche Bereiche der Sehne betroffen sind. Liegt beispielsweise ein Problem am Übergang der Sehne in den Fersenknochen vor, ist das Vorgehen anders, als wenn die Sehne selbst betroffen ist oder ein Teilriss der Sehne vorliegt.

Degenerative Achillessehnenerkrankungen:

Die Sehnenhülle oder die Achillessehne selbst können im Lauf des Lebens durch Verschleiß gestörter Stoffwechselsituation im Rahmen von lokalen Entzündungsreaktionen Beschwerden verursachen. Hier ist meist der mittlere Sehnenanteil betroffen.

Erkrankungen der Achillessehne können durch physiotherapeutische Maßnahmen gut behandelt werden. Der wichtigste Behandlungsansatz ist ein konsequentes Dehnen der Achillessehne (sog. exzentrisches Trainingsprogramm). Über die Effektivität dieser Behandlungsmethode gibt es zahlreiche wissenschaftliche Belege. Der Schlüssel zum Erfolg ist die konsequente Übung durch den Patienten selbst.

Häufig kommt es jedoch zu einer kolbigen Verdickung der Sehne, die lokale Schmerzen mit Ausstrahlung verursacht. Durch die Verdickung wird die Sehnenhülle gereizt und es treten zum Teil neben Belastungsschmerzen auch Ruheschmerzen auf. Die kolbige Verdickung der Sehne ist meist ein Zeichen für Gewebsschädigungen im Inneren der Achillessehne. Der Körper versucht durch die Kaliberzunahme die porösen inneren Sehnenanteile zu kompensieren. Dadurch entwickelt sich zum Teil ein Teufelskreis, der in vielen Fällen resistent gegenüber konservativen Therapiealternativen wie Dehnungsbehandlung, Reizbestrahlung, Stoßwellentherapie und lokalen Injektionen ist. In diesen Fällen ist die Durchführung einer Kernspintomografie notwendig, um die Veränderungen im Inneren der Sehne sichtbar zu machen. Anschließend kann mit Hilfe einer kleinen Operation eine Kaliberreduktion  erreicht werden. Hierbei werden die erkrankten Sehnenanteile aus dem Inneren der Achillessehne entfernt und der Körper zur Selbstheilung angeregt. Das entzündete Sehnengleitgewebe wird entfernt und die Sehnenhülle rekonstruiert.

Dieser Eingriff erfolgt im Rahmen eines zweitägigen kurzstationären Aufenthaltes. Anschließend erfolgt die Mobilisation in einem speziellen Unterschenkel-Stiefel, dem sog. „Walker“ für einen Zeitraum von 6 Wochen. Während dieser Zeit muss die Sehnenheilung im „Walker“ gesichert werden. Autofahren ist erst nach Ablegen des Walkers möglich. Eine Wiederaufnahme von sportlicher Betätigung empfehlen wir erst nach Ablauf von drei bis sechs Monaten, je nach Ausprägung des Ausgangsbefundes.

Achillessehnenruptur, Achillessehnenriss:

Teilweiser oder kompletter Riss der Achillessehne. Je nach Lokalisation wird von einem körpernahen oder körperfernen bzw. zentralem Riss gesprochen.

Bei einem Achillessehnenriss wird die Achillessehne ruckartig durchtrennt. Da hier oft starke Zugkräfte wirken, reißt die Sehne in den meisten Fällen mit einem lauten Geräusch, ähnlich einem Peitschenknall. Die plötzlich auftretende Verletzung wird häufig als sehr schmerzhaft empfunden. Die wichtigsten Fuß-Beugemuskeln in der Wade haben nun keinen Ansatzpunkt mehr - der Zehenstand ist nach einem Achillessehnenriss nicht mehr möglich.

Prinzipiell kann ein Riss der Achillessehne operativ und konservativ behandelt werden.
Beide Behandlungsformen haben spezielle Vor- und Nachteile, so dass mit dem Patienten sorgfältig zu besprechen ist, welche speziellen Risiken für ihn besonders schwer wiegen. Bei nahezu allen konservativ behandelten Achillessehnenrupturen kommt es zu einem erheblichen Kraftverlust, da die Sehne immer mit einer gewissen Verlängerung ausheilt, was die Vorspannung des Muskels und damit die Kraftentwicklung nachhaltig beeinflusst. Der Kraftverlust ist bei einer operativen Behandlung geringer, da hier exakt die Länge wieder eingestellt werden kann. Durch die notwendige, mehrwöchige Schonung kommt es aber auch hier häufig zu einem Kraftverlust, der sich erst durch intensives Training über viele Monate wieder zurückbildet. Auch hier ist es möglich, dass ein Kraftdefizit zur gesunden Seite verbleibt. Das Hauptrisiko der operativen Behandlung sind Störungen der Wundheilung. Man versucht dieses Problem zu umgehen, indem die Sehne über sehr kleine Schnitte genäht wird. Dies ist möglich, wenn sich die beiden Stümpfe in der Sehnenhülle gut zusammenschieben lassen. Ist dies nicht möglich, z. B. weil die Sehne völlig zerfetzt ist, ist nach wie vor eine offene Operation indiziert.

Bis die vollständige Belastungsfähigkeit der Sehne wieder hergestellt ist, erfolgt bei einem Achillessehnenriss die Ruhigstellung im "Walker" über einen Zeitraum von 6 Wochen. Eine frühzeitige frühfunktionelle Nachbehandlung im „Walker“ zeigt in wissenschaftlichen Untersuchungen einen klaren Vorteil gegenüber der ursprünglichen Gipsruhigstellung nach Achillesehnenruptur oder –operation. Anschließend an die „Walker“-Behandlung sollte noch ein Fersenkeil als Schuheinlage für etwa drei Monate getragen werden. Eine Sportfähigkeit insbesondere für Kontaktsportarten ist erst nach etwa sechs Monaten wieder hergestellt.

 

Ansatztendinose der Achillessehne oder dorsaler Fersensporn:

Hierunter versteht man eine Entzündung des Überganges der Achillessehne in das knöcherne Fersenbein. Durch die chronische Entzündung können sich Verkalkungen (Sporn) innerhalb der Sehne bilden, die zu dauerhaften Beschwerden führen.

Zunächst werden diese Erkrankungen einer konservativen Therapie zugeführt. Stoßwellenbehandlung und Dehnungsbehandlung mit Querfriktion sowie Ultraschall in Verbindung mit einer exzentrischen Dehnungsbehandlung sind die Domäne der konservativen Therapie. Klingen die Beschwerden hierdurch nicht ab, sind häufig die Verknöcherungen in der Sehne die Ursache, die zu einer ständigen Irritation des Sehnenansatzes führen. In diesen Fällen ist eine operative Therapie mit Entfernung der Verkalkungen aus der Sehne notwendig. Dabei muss der Sehnenansatz der Achillessehne am Fersenbein häufig rekonstruiert werden, was eine stringente Nachbehandlung im Unterschenke-Walker über einen sechswöchigen Zeitraum notwendig macht.

Haglund-Exostose

Ein anlagebedingter oder erworbener knöcherner Vorsprung an der Oberkante des Fersenbeins führt häufig zu einer mechanischen Irritation der Sehne und des darunter liegenden Schleimbeutels. Dieser chronische Entzündungsreiz verursacht Belastungs- und Ruheschmerzen und führt zu einem weiteren Knochenwachstum, sowie zur Bildung von Narbengewebe, so dass die Ferse immer dicker wird und die Beschwerden tendenziell zunehmen. Dies führt zu Konflikten im Schuhwerk, welches über die Fersenkappe zu einer schmerzhaften weiteren mechanischen Reizung führt.

Bei der Haglund-Exostose handelt es sich ein mechanisches Problem, der prominente Knochen des Fersenbeins reibt an der Sehne. Es besteht entweder die Möglichkeit, dass Schuhwerk an die Form der Ferse anzupassen oder den Knochenvorsprung im Rahmen einer Operation abzutragen. Hierbei wird gleichzeitig der entzündete Schleimbeutel entfernt.  Die Operation ist mittlerweile in minimal-invasiver Technik etabliert, so dass keine größeren Hautschnitte erfolgen müssen. Stoßwellenbehandlungen sowie eine Dehnungsbehandlung sind bei diesem mechanischen Problem oft weniger Erfolg versprechend.