Mittwoch, 20.05.2020

Nach Odyssee: im St. Bernhard-Hospital erfolgreich behandelt - Karl-Heinz Schindler übersteht lebensgefährliche Corona-Infektion

Es fing so harmlos an. Ein Arbeitskollege von Karl-Heinz Schindler war positiv auf das Coronavirus getestet worden. Als er selbst nun in der Woche darauf leichten Husten bekam, blieb er vorsichtshalber zu Hause. Karl-Heinz Schindler, der mit seiner Frau in Kamp-Lintfort lebt, ist Technischer Angestellter und im Projekt-Management tätig. Auch wenn er sich schlapp und müde fühlte, arbeitete er im Homeoffice weiter. Gern hätte er zur Sicherheit einen Corona-Test im regionalen Abstrichcenter machen lassen, aber seine telefonische Nachfrage wurde abgelehnt: Er habe zu geringe Symptome. Man riet ihm, sich zu beruhigen, zu Hause zu bleiben und ein Tagebuch zu führen ...

Karl-Heinz Schindler freut sich mit Schwester Nina (li.) und Schwester Magda von der Isolierstation, denn gleich anschließend ging es zur Rehaklinik nach Bad Salzuflen.

Fieber und Kraftlosigkeit

In der Woche darauf ging es dem 63-Jährigen richtig schlecht. Er bekam Fieber und wurde zunehmend kraftlos. Nicht nur er, auch seine ganze Familie machte sich Sorgen um ihn. Seine Frau fuhr ihn zum Testen wieder zum Abstrichzentrum. Dort wies man ihn ab, da alle Tests aufgebraucht gewesen wären. „Ich kann nichts für Sie tun“, wurde ihm von einem Arzt dort beschieden.

Also nahm ihn seine Frau wieder mit nach Hause. Seine Kinder wollten diese Situation aber nicht hinnehmen, denn sie hörten, wie schlecht es ihrem Vater ging. Sie riefen den Notarzt – und der brachte Karl-Heinz Schindler dann ins Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital. Die Rettungskräfte hatten vorher abgeklärt, dass man den mittlerweile unter hohem Fieber leidenden Mann dort auch aufnehmen würde.

Sofort Isolierstation

Und so war es dann auch. Karl-Heinz Schindler kam sofort auf die eigens im Krankenhaus eingerichtete Isolierstation, die Chefärzte Dr. Klaus Kattenbeck (Klinik für Kardiologie) und Dr. Gero Frings (Klinik für Anästhesie) kümmerten sich intensiv um ihn. „Ich kann mich an vieles nicht erinnern“, erzählt der 63-Jährige. „Es haben sich so viele Ärzte und Pflegende toll um mich gekümmert.“

Seine Werte verschlechterten sich nun drastisch, auch die Sauerstoffsättigung wurde kritisch. „Ich war besorgt, wie schnell sich sein Zustand verschlimmerte“, erzählt Klaus Kattenbeck. Karl-Heinz Schindler befand sich in Lebensgefahr. Da er aber noch ansprechbar war, zeigten ihm die Ärzte seine Behandlungsmöglichkeit auf: man wollte ihn, um sein Leben zu retten, auf der Intensivstation beatmet ins Koma legen. „Da ich überleben wollte, habe ich dem natürlich zugestimmt“, berichtet er.

„Die Behandlung der beatmungspflichtigen Patienten kann sehr unterschiedlich sein. Herr Schindler war in Lebensgefahr. Er hätte ohne Intubation den Tag nicht mehr überlebt“, erläutert Dr. Gero Frings die Behandlungsentscheidung „Es gibt kein Schema bei der Behandlung von COVID-Patienten. Die intensive individuelle Betrachtung und die professionelle Zusammenarbeit des Intensivteams, das aus Pflege und Ärzten besteht, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung.“

21 Tage im Koma im künstlichen Koma

Fünf Wochen wurde er auf der Intensivstation behandelt, davon lag er 21 Tage beatmet im künstlichen Koma. „Danach begann schon die Mobilisierung“, so Karl-Heinz Schindler. „Allein, mich auf die Bettkante zu setzen, war Schwerstarbeit.“ Gero Frings und das gesamte Team der Intensivstation halfen ihm, wieder ins Leben zurück zu finden. Einer der Vorteile des Lintforters: er hatte sein Leben lang viel Sport getrieben und keine Vorerkrankung. „Deshalb hat mein Körper dem standgehalten“, fasst Karl-Heinz Schindler zusammen. „Es ist beeindruckend, wie gut Herr Schindler diese schwere Krankheit überstanden hat“, ist Klaus Kattenbeck froh. Aber die lebensgefährliche Erkrankung und die Zeit im Koma forderten ihren Preis. „Ich war erstaunt, wie schlapp mein Körper war.“ Zehn Kilogramm verlor er an Körpergewicht – besonders an Muskeln.

Anschließend Reha

Eine Woche, nachdem alle Symptome abgeklungen und die Corona-Tests negativ waren, wurde Karl-Heinz Schindler aus der Isolierstation in die Reha nach Bad Salzuflen entlassen. Hier setzt er seinen ganzen Ehrgeiz ein, wieder zu Kräften zu kommen. „Ich habe berechnet, dass ich drei Wochen für den Wiederaufbau meiner Muskeln benötigen würde. Entsprechend weit war ich dann schon nach sieben Tagen“, berichtet er nicht ohne Stolz. Und das bei einem umfangreichen Plan an Aktivitäten.

Seine Bronchien und die Lunge sind mittlerweile wieder frei, auch wenn das Lungenvolumen noch reduziert ist. In die Reha wurde er mit einem Taxi gebracht – und lief am Rollator. Dort startete er mit Treppensteigen. Mittlerweile geht er wieder ohne Hilfsmittel. Auch in den Kurpark. „Ich will gesund werden und keine Zeit verlieren“, so sein Motto.

Habe ein zweites Leben geschenkt bekommen“

„Als ich von der Intensivstation verlegt wurde, fiel eine schwere Last von mir ab – auch wenn ich die Lebensgefahr emotional noch nicht verarbeitet habe“, erzählt Karl-Heinz Schindler. „Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen.“ Er ist den Ärzten und Pflegefachkräften des St. Bernhard-Hospitals überaus dankbar, auch Veronika Hegmann für die psychosoziale Betreuung.

„Ich war in diesem Krankenhaus an der richtigen Stelle gelandet. Hier hat man mir das Leben gerettet. Die Ärzte und Pflege-Mitarbeiter waren toll, ich wurde fürsorglich und umfassend versorgt.“ Und wie sehr das Team der Intensivstation „ihren“ Corona-Patienten auch schätzte, zeigt sich daran, dass ein kleines Team von ihnen zur Verabschiedung kam – natürlich in voller Schutzkleidung.