Kniegelenk-Endoprothetik

Das Kniegelenk ist ein sehr komplexes Gelenk des menschlichen Körpers, welches neben den knöchernen Komponenten des Ober- und Unterschenkels sowie der Kniescheibe wichtige Kapsel- und Bandstrukturen aufweist. Seine Funktion ist entscheidend für den aufrechten Gang. Im Laufe des Lebens kann es zu einem natürlichen Verschleiß des Gelenkknorpels im Kniegelenk kommen. Dieser Prozess ist schleichend  und bleibt zunächst unbemerkt. Wenn ein gewisses Ausmaß an Knorpelschädigung erreicht ist, treten jedoch Ruhe- und Belastungsschmerzen auf. Ist der Knorpelschaden sehr ausgeprägt, kommt es zu starken Schmerzen bei Belastung und einer erheblichen Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Man spricht dann von einer Kniegelenksarthrose oder Gonarthrose.

Die Gründe für diesen Gelenkverschleiß liegen einerseits im allgemeinen Alterungsprozess und andererseits in ungünstigen mechanischen Belastungen des Gelenks. Letztere sind vor allem zu hohe Gewichtsbelastung (Übergewicht), Beinachsenfehlstellung (O- oder X-Bein) oder dauernde Fehlbelastung bei extremer körperlicher Arbeit. Andererseits können auch Unfälle und deren Folgen, wie beispielsweise ein Kreuzbandriss mit nachfolgender Instabilität oder ein kniegelenksnaher Knochenbruch mit Beeinträchtigung der Gelenkoberflächen, das Entstehen einer Kniegelenksarthrose begünstigen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Ist der Verschleiß im Kniegelenk so groß, dass eine konservative Therapie oder ein kleinerer operativer Eingriff wie z.B. eine Knie-Arthroskopie keine dauerhafte Linderung mehr erbringen können, so bleibt als sinnvolle Therapieoption häufig  nur der Oberflächenersatz des erkrankten Kniegelenkes mit einem  künstlichen Kniegelenk. Durch eine solche operative Maßnahme kann der erkrankte Gelenkanteil ersetzt und somit die Mobilität und Gehfähigkeit wieder hergestellt werden. Dabei stehen unterschiedliche Prothesentypen bereit, welche individuell ausgewählt werden.

Operationstechnik

In Teil- oder Vollnarkose wird das betroffene  Kniegelenk geöffnet und die geschädigten Gelenkoberflächen sparsam entfernt. Je nach Ausmaß der Schäden wird die gesamte Gelenkoberfläche oder nur der stärker betroffene Anteil durch einen - der natürlichen Formgebung des Kniegelenkes nachempfundenen - Oberflächenersatz ersetzt. Die Verankerung erfolgt in der Regel  mit Knochenzement. In Einzelfällen muss die Gelenkfläche der Kniescheibe ebenfalls ersetzt werden. Dies geschieht mit einer Kappe aus gehärtetem Kunststoff (Polyethylen). Zwischen den beiden metallischen Prothesenkomponenten wird eine sogenanntes „Inlay“ aus gehärtetem Kunststoff eingesetzt, welches die Gelenkführung während der Bewegung weitestgehend beeinflusst und einen guten Formschluss der Prothesenteile gewährleistet. Dieses Inlay übernimmt auch die dämpfende Funktion der entfernten Menisci und die stabilisierende Funktion des entfernten vorderen Kreuzbandes. Das hintere Kreuzband und die Seitenbänder des Kniegelenkes bleiben in der Regel vollständig erhalten.

 

Stationärer Aufenthalt und Nachbehandlung

Der stationäre Aufenthalt in der Akutklinik beträgt im Durchschnitt 6-7 Tage. Im Vorfeld der Operation wird bereits eine - sich an den Krankenhausaufenthalt anschließende - AHB-Maßnahme (Reha) geplant und terminiert.

Bereits am Tag nach der Operation beginnt unter begleitender Schmerztherapie, die Mobilisation auf einer Bewegungsschiene, mit der das operierte Kniegelenk passiv bewegt wird. Es erfolgt eine krankengymnastische Übungsbehandlung mit  Mobilisationsübungen, dem  Erlernen von verschiedenen Gangarten sowie dem richtigen Gebrauch von Unterarmgehstützen.

Vor der Entlassung in eine AHB-Maßnahme sind die meisten Patienten bereits in der Lage, selbsttätig Treppen zu steigen und auf Flurebene sicher an Gehhilfen zu laufen. In der Regel ist direkt postoperativ eine schmerzorientierte Vollbelastung des operierten Beines möglich, nur in Einzelfällen ist lediglich eine Teilbelastung angezeigt.