Montag, 30.01.2023

Im St. Bernhard-Hospital werden Patienten intensiv betreut: „Beno“: Bessere Erholung nach Operation

Beno - was wie ein Name eines Krankenpflegers klingt, steht im Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital für ein Pflegekonzept, das den zu operierenden Patienten in den Mittelpunkt stellt. „Beno“ steht für „Bessere Erholung nach Operation“. Zehn Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen - von der Pflege bis zum Wundmanagement, von der Schmerztherapie über Ernährungsberatung, die familiale Pflege bis zur Physiotherapie - kümmern sich um den Kranken und seine bessere Genesung ...

Patientin Inge Gutschek und Prof. Gernot M. Kaiser (Bildmitte) mit dem kompletten Beno-Team

„Wir haben vor zwei Jahren mit der Arbeit an diesem Konzept begonnen“, berichtet Prof. Dr. Gernot M. Kaiser, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Seit einem Jahr setzen wir das Konzept bereits teilweise ein, seit sechs Monaten ist es umfassend strukturiert und die Behandlungspfade sind inzwischen optimiert. Nun wird es in allen Bereichen der größeren Bauchchirurgie eingesetzt.“ Eine der ersten Patientinnen, die von dieser Innovation profitierten, war Inge Gutschek. Ihr Urteil: „Kann man nur weiterempfehlen.“

Weniger Komplikationen nach Eingriff
Ziel von „Beno“ ist, den Patienten besonders früh zu mobilisieren und ihm zu helfen, so schnell wie möglich wieder selbstständig zu werden. Bereits am Operationstag bekommt er flüssige Kost und steht aus dem Bett auf. Die Physio- und Schmerztherapeuten kümmern sich intensiv um ihn, so dass deutlich weniger Wundstörungen und Komplikationen wie Thrombosen, Lungenentzündungen und andere Probleme auftreten.

Das neue Behandlungskonzept auch, dass der Patient tagsüber bis abends auch durch die Pflegefachkräfte des  Beno-Teams mit betreut wird. Und zwar sowohl an Wochenenden als auch an Feiertagen - zusätzlich zu den Pflegefachkräften der betreuenden Station. Wenn Operationen mittags oder nachmittags stattfinden, sorgen Mitglieder des „Beno-Teams“ auch abends noch für die wichtige Frühmobilisation.

Ansprechpartner bereits vor dem Eingriff kennenlernen
Besonders an „Beno“ ist, dass der Patient einen Ansprechpartner aus dem Team bereits beim Vorgespräch im Krankenhaus kennenlernt. Während des Krankenhausaufenthaltes steht zudem ein fester Ansprechpartner des Teams zur Verfügung. Aber damit endet das Aufgabengebiet des Beno-Teams nicht, denn der Patient sieht das Team-Mitglied auch bei bis zu zwei ambulanten Gesprächen nach seiner Entlassung. Vier Wochen danach findet dann noch ein abschließendes Telefongespräch statt.

„Wir nehmen uns Zeit für den Patienten. Er hat durch das ‚Beno-Konzept‘ immer einen festen Ansprechpartner während der gesamten Behandlung“, zeigt Pflegefachkraft und Teammitglied Christiane Schmidt die Vorteile dieses besonderen Konzeptes auf.

Vorteile für Patienten
Weniger Komplikationen, kürzere Liegedauer, Patientennähe und Kontakt zum Patienten vor und auch nach der Entlassung – das sind die Vorteile des Konzeptes. „Die Patienten sind mit der Rundum-Betreuung sehr zufrieden“, weiß Gernot Kaiser. Die Kosten dieser Zusatzbetreuung trägt das St. Bernhard-Hospital. „Alle Mitglieder des ‚Beno-Teams“ haben sich für dieses Aufgabengebiet freiwillig gemeldet und sind entsprechend weitergebildet worden. Auch ist das Beno-Team nicht Teil der Station, sondern agiert selbstständig in der Patienten-Betreuung“, berichtet Magda Hahn.

Inge Gutschek und ihre Erfahrungen
Was in der Theorie gut klingt, das hat Inge Gutschek in der Praxis erleben dürfen. Die 71-Jährige wurde wegen einer Darmverengung von Gernot Kaiser  operiert und schwärmt in den höchsten Tönen von der Behandlung durch das „Beno-Team“. „Ich war so begeistert. Bereits beim Vorgespräch war jemand für mich da und hörte mir zu. Von da an war alles o.k.“, erzählt sie. Ihre Angst vor dem Eingriff wurde durch die „Beno-Pflegekraft“ genommen und die tägliche Fürsorge half ihr, schnell gesund zu werden. „Dass ich so rasch auf die Beine komme, hätte ich nie gedacht“, so Inge Gutschek. Sie fühlte sich rundum sehr gut betreut. „Dass ich vom ersten Tag an bis über die Entlassung begleitet wurde, gab mir viel Sicherheit. Ich habe mich hier sehr gut aufgehoben gefühlt.“

Krankenkassen finanzieren Konzept nicht
Die Idee der intensiven Patientenbetreuung gibt es in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern schon länger. In Deutschland praktizieren es nur wenige Kliniken, da es von den Krankenkassen nicht finanziert wird. Im St. Bernhard-Hospital werden nun die ermittelten Daten erfasst und überprüft. „Wir haben die zwei Jahre der Konzept-Vorbereitung benötigt und uns in der Schlussphase auch von Kollegen beraten lassen. Jetzt klappt alles, wie wir uns das vorgestellt haben“, berichtet Gernot Kaiser. „In sechs Monaten werden wir uns die Zwischenergebnisse ansehen.“