Freitag, 08.12.2023

Notfälle vermeiden und im Notfall richtig handeln: Frühwarnscore im St. Bernhard-Hospital

Manchmal verschlechtert sich die Gesundheit eines Patienten sehr schnell. So schnell, dass sie selbst der genauen Beobachtung aufmerksamer Pflegefachleuten entgeht. Das möchte Ulrich Rosenberg vom St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort nun ändern. Er will die subjektiven Eindrücke objektivieren und das Risiko für Patienten, zum plötzlichen Notfall zu werden, verringern.

Notfalltrainer Ulrich Rosenberg und Pflegefachleitung Katharina Leurs erfassen per Monitor die Vitaldaten für den Frühwarnscore.

Ulrich Rosenberg ist Anästhesiepfleger und Notfalltrainer und hat in seiner langjährigen Zugehörigkeit zum Lintforter Krankenhaus schon oft erlebt, dass sich der Gesundheitszustand von Patienten extrem schnell verschlechtern kann. „Hier wollte ich etwas tun. Und die regulären Untersuchungen sowie mein Bauchgefühl von der Einschätzung des Patienten durch eine zusätzliche, systematische und schnellere Beurteilung ergänzen“, erzählt er. „Denn bei Vielen zeigen sich bereits Veränderungen der Werte, bevor eine Notfallsituation eintritt. Und dem wollen wir nun vorbeugen.“

Gemeinsam mit einem elfköpfigen Projektteam aus Ärzten, Pflegefachleuten und dem Qualitäts-Managementsystem hat er in einem knappen Jahr einen „Frühwarnscore für kritisch Kranke“ erarbeitet. Das ist eine Art Tabelle, bei der für die unterschiedlichen Messwerte, auch Vitalparameter genannt, Punkte vergeben werden. Grundlage für dieses systematische und standardisierte Vorgehen sind die Werte der Vitalfunktionen wie Herz- und Atemfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur und Bewusstseins-Zustand. Je stärker sich die Messwerte verschlechtern, desto höher steigt die Punktzahl. Ist ein festgelegter Wert erreicht, werden geeignete Maßnahmen eingeleitet.

Zwei Mal pro Tag werden nun die Vitalwerte der Patienten ermittelt. Verschlechtert sich der Zustand, werden die Messintervalle erhöht. Da der Score für alle Patienten ein gleicher Wert ist, haben nun die Pflegenden eine gemeinsame Grundlage für ihre Gespräche mit den Ärzten.

Seit Januar wurde die Anwendung des Frühwarnscores in das regelmäßig stattfindende Reanimations-Training für Pflegende und Ärzte integriert und schrittweise auf den einzelnen Stationen eingeführt. Bereits jetzt zeigen sich schon erste Erfolge des Frühwarnscore-Einsatzes. Denn bei rund einem Dutzend Patienten zeigten sich kritische Werte - und eine weitere Verschlechterung konnte dank schnellem Eingreifen verhindert werden.